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Werkzeuge


Kürzlich musste ich einige neue Möbel zusammenbauen. Unter anderem vier Regale - alle von der gleichen Sorte.

Jeder kennt dieses Puzzle aus Platten, Streben, Schrauben, Nägeln, Holzdübeln und undefinierbaren Plastikteilen.

Ich hatte zwischen zwei Terminen etwas Zeit und dachte - "In einer halben Stunde setzt Du schnell das erste Regal zusammen."

Und dann ging es los. Erst mal die Seiten verwechselt. Oben und unten vertauscht. Nicht bemerkt, dass die Plastikteile verschiedene Größen hatten und im Nu das falsche Teil an der verkehrten Stelle verbaut. Ewigkeiten damit verbracht, zwei Schienen zusammenzustecken, die einfach nicht ineinanderpassen wollten.

Zwei Stunden später stand das Regal. Es war mühsam gewesen.

Aber als ich am nächsten Tag die restlichen Regale zusammensetzte, war ich fasziniert von der "Konsolidierungsarbeit", die mein Gehirn über Nacht geleistet hatte. Plötzlich war alles da: mein räumliches Vorstellungsvermögen ließ das Endprodukt bereits vor meinem inneren Auge entstehen, die Reihenfolge der Arbeitsschritte war sonnenklar, meine Hände hielten den Bohrer mit genau richtig dosierter Muskelkraft, das Timing passte. Beim letzten Möbelstück kam ich in einen regelrechten "flow"-Zustand. Nach zwanzig Minuten war es fertig, und ich glücklich.

Wir tragen machtvolle Werkzeuge in uns, die uns meistens nicht bewusst sind. Vorstellungsvermögen, Planungsfähigkeit, Sequenzierungsfähigkeit, Koordination. Wir müssen sie nur herausfordern, aus der Reserve locken, ihnen interessante Probleme anbieten, und genügend Wiederholungsmöglichkeiten.

Sie stellen sich jeder Herausforderung mit Hingabe, und streuen sogar noch Glücksgefühle obendrauf.


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